Viele Betriebe sind heute nur an zwei oder drei Tagen richtig voll. Wie kann man eine Kantine oder ein Betriebsrestaurant so planen, dass sie sich trotzdem rechnet – und dabei gut aussieht und funktioniert?
Heute stehen viele Unternehmen vor der Frage, wie sie es schaffen, ihre Mitarbeitenden aus dem Homeoffice ins Büro zu locken. Eine gute gastronomische Verpflegung ist dabei ein wichtiges Argument, für das viele freiwillig in die Firma kommen. Ein weiteres Thema ist die Nutzung der gastronomischen Flächen über die klassischen Essenszeiten hinaus. Hier gilt es, die meist sehr großen Flächen ganztägig zu aktivieren. Eine Option ist die Öffnung der Gastronomie für die Öffentlichkeit. Ein Beispiel ist unser Restaurant „La Visione“, das wir für den Teppichhersteller Object Carpet gestaltet haben. Tagsüber ist es für die Mitarbeitenden Betriebsrestaurant und Co-Working-Space und abends ein beliebter „Italiener“, Weinbar und Veranstaltungsort. Das Konzept, das wir lange vor Corona entwickelt haben, ist mittlerweile vielfach preisgekrönt und wurde in aller Welt publiziert. Alle genannten Aspekte rechtfertigen aus unserer Sicht die Investition in attraktive Betriebsrestaurants und Cafeterien.
Wie wichtig ist die Gastronomie als Ort der Begegnung in modernen Arbeitswelten? Und wie kann man diesen Treffpunkt am besten gestalten – auch wenn nicht alle jeden Tag da sind?
Die gastronomischen Bereiche eines Unternehmens sind die zentralen Kommunikationsplattformen jenseits der Meetingräume. Die Gestaltung der Aufenthaltsbereiche sollte dabei möglichst viele Szenarien berücksichtigen: vom intimen Gespräch am Zweiertisch über die lange Tafel bis zum Ort für kleinere wie größere Veranstaltungen. Eine intelligente Zonierung und flexibles Mobiliar sind hier die ersten Zutaten. Dabei geht es nicht nur darum, Stühle zur Seite zu räumen. Mit mobilen Raumteilern lassen sich Flächen je nach Bedarf in der Größe skalieren und sorgen je nach Anlass für die entsprechende Atmosphäre. So funktioniert das Betriebsrestaurant auch für ein Townhall-Meeting der ganzen Firma und ist aber genauso für den Plausch bei einem Kaffee am Nachmittag der passende Ort.
Was heißt „New Work“ für die Planung von Büro und Gastronomie? Welche Konzepte passen zu hybriden Arbeitsmodellen – also zu einer Mischung aus Homeoffice und Büro-Präsenz?
Wie schon gesagt: Betriebsgastronomie findet nicht im Homeoffice statt, sondern ist ein wichtiges Asset für das Arbeiten im Büro. Die Angestellten wissen ein hochwertiges gastronomisches Angebot zu schätzen – und es ist ein Argument bei der Suche nach den besten Fachkräften. So lässt einer unserer Kunden seine Betriebsgastronomie von einem Sternerestaurant betreiben – ein Alleinstellungsmerkmal im Kampf um die in der Region heftig umworbenen IT-Spezialisten.
Als „New Work“-Angebot funktioniert das Betriebsrestaurant vor allem durch seine Aufenthaltsqualität außerhalb der Essenszeiten. Hier gibt es ggf. den Kaffee aus der Siebträgermaschine und nicht aus dem Automaten wie auf der Etage. Hier ist die Atmosphäre einladend und vielleicht sogar wohnlich, so dass man seinen Laptop lieber in der Cafeteria als am Schreibtisch aufklappt. Hier findet man Rückzugsorte genauso wie kommunikative oder kollaborative Umgebungen. Gerade für den ungezwungenen Austausch oder die Entwicklung von kreativen Ideen bieten solche Möglichkeitsräume häufig das richtige Ambiente. Ein Beispiel dafür ist das Working Café bei Beiersdorf, ein beliebter Treffpunkt, an dem man den ganzen Tag über auch Menschen bei der Arbeit antrifft.
Heute läuft vieles digital: Vorbestellung per App, Self Checkout, smarte Technik. Wie schafft man es, dass dabei trotzdem ein gastliches Gefühl bleibt – also mehr Restaurant als reine Ausgabe?
Digitale Workflows und smarte Technik erlauben schnellere Prozesse und eine effiziente Planung der Ressourcen. Daneben bieten sie aber auch den Mitarbeitenden einen echten Mehrwert, indem sie helfen Wartezeiten zu verhindern. Es bleibt also mehr „time to eat“ und mehr Netto-Zeit zur Erholung.
Dass sich Systemgastronomie weitestgehend unsichtbar machen kann, zeigen wir bei zwei Projekten. Das „Campus Garden“ auf dem Bildungscampus der Schwarz-Stiftung in Heilbronn ist tagsüber eine hochwertige Mensa-Alternative. Für den Restaurantbetrieb am Abend und am Wochenende werden Kühlvitrinen und Getränkeautomaten hinter elektrischen Rollläden verborgen. Im Restaurant der Wack Group verschwindet die Geschirrrückgabe hinter einer Schiebewand und Filter verdecken den Blick in den Küchenbereich.
Wie wichtig ist es, die späteren Nutzer – also Mitarbeitende oder Gastro-Teams – in die Planung einzubeziehen? Und wie klappt das am besten aus Ihrer Erfahrung?
Die Planung von Arbeitswelten starten wir am liebsten mit Workshops, die Auftraggeber wie dessen Angestellte in den Gestaltungsprozess mit einbinden. Dabei eruieren wir, wie und wo diese in Zukunft arbeiten wollen und was für Orte sie sich dafür wünschen. So lässt sich frühzeitig erkenne, ob bestimmte Anforderungen an Kommunikationsbereiche in die gastronomischen Flächen integriert werden und die Flächen effizienter genutzt werden können. Und auch die Frage, ob Currywurst oder lieber veganes Schnitzel, kann hier diskutiert werden. Außerdem sind Vorort-Besuche bei unseren Referenzprojekten häufig echte Augen- und Türöffner. Und natürlich ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Betreiber der Gastronomie die Voraussetzung für funktionierende Abläufe. Hier spielt das gastromische Betriebskonzept eine große Rolle, z.B. damit die Fachplanung der Küchentechnik den richtigen Ort für den Pizzaofen findet.