Das Haus selbst ist von weitem sichtbar. Die übergroße Lampe auf der Terrasse positioniert Panama noch stärker am Platz und zeigt gleichzeitig selbstbewusst den Anspruch der Agentur Marken zu positionieren. Nachts wird diese Geste durch die fast intim wirkende Beleuchtung introvertiert und konzentriert. Die Konstruktion ist im 2. - 4. Geschoss in zwei, in den ersten beiden Etagen in drei Achsen quer zum Gebäude gegliedert. Diese Linearität der Struktur wird sowohl in der Gestaltung als auch in der Organisation übernommen, die Innenarchitektur wird in räumlich und atmosphärisch differenzierten Schichten erfahrbar gemacht. Das Haus wurde in den 60er Jahren als Tanzschule gebaut und dann jahrelang von der Landesversicherungsanstalt als Ärztehaus genutzt. In der Fassade eher unauffällig wird es durch seine ungewöhnliche Seitenansicht in Form des um eine Achse herausgeschobenen zweigeschossigen Sockels und dem verzogenen Tonnendach zu einem markanten Gebäude. Die Kompaktheit und Einprägsamkeit des Gebäudes wird durch die Farbgebung der Fassade im dunklen Grauton des Corporate Design der Agentur noch verstärkt.
Das Innenleben steht dazu in starkem Kontrast. Seitenwände und Decken sind in eine die Querschichtung des Gebäude aufnehmende, intensive farbige Streifigkeit getaucht. Farbe wird zum Raum, ist Programm: lebendig, intensiv, gestaltungsfreudig, differenziert und direkt, gemäß dem Selbstverständnis der Agentur. Der Besucher tritt in eine eigene, andere Welt und begibt sich auf die Reise durch Panama. Das Erdgeschoss ist vornehmlich dem Ankommen gewidmet. Empfang, Sekretariat, Öffentlichkeitsarbeit und eine Wartezone sind in dem großzügigen Raum offen oder in eingestellten Büros untergebracht. Die Farben sind hier am intensivsten und leidenschaftlichsten. Sie sind der Auftakt und Zusammenfassung dessen, was die Besucher in den oberen Geschossen noch erwartet. Der Akt des Eintretens wird durch die räumliche Modulation und indirekte Beleuchtung der farbigen Seitenwand thematisiert und animiert. Durch eine Lichtinstallation aus 72 quadratischen Wannenleuchten mit einer Textarbeit von Bruno Nagel wird die Weite des Raumes unterstrichen und die Besucher zur Rezeption geleitet.
Während die Mitarbeiter von der Eingangshalle aus durch eine Tapetentür das interne Treppenhaus erreichen, gelangen die Kunden über eine eigene Treppe direkt zu den Besprechungsräumen in der darrüberliegenden Etage. Aus dem kompakten Grundriss der Halle kommt man jetzt in eine langgestreckte Vorzone. Die raumbildenden Elemente des Erdgeschosses finden sich nun in anderer Form wieder: Die Farbstreifen werden flächiger und ruhiger, ein Feld von Wannenleuchten über der Treppe betont die vertikale Verbindung, eine große Schrankwand aus amerikanischem Nussholz, im Empfang unten der Rücken hinter der Rezeption, wird nun zum inszenierten Eintritt in die drei Besprechungsräume.
In den Besprechungsräumen dreht sich die bisherige Gestaltung um. War der Weg bislang von intensiver Farbigkeit geprägt, betritt der Kunde nun weiße Räume mit fast bis zum Boden reichenden Fenstern, die das Panorama auf den Stuttgarter Talkessel eindrucksvoll rahmen. Nur ein feiner grüner Streifen überlagert sich mit dem Blick auf den alten Baumbestand des Eugensplatz. Die fensterhohe Beschriftung von Bruno Nagel, von außen lesbares Programm, wird von innen ein abstrakter Filter. Auch die Akustik verändert sich beim Eintreten vom eher harten Eindruck im Eingangsbereich zur gedämpften, konzentrierten Atmosphäre der Besprechung. Gleich im Anschluss und durch transluzente Türen spürbar, befinden sich in den hinteren Achsen des 1.OG die Büros der Geschäftsleitung und der Creativ Direktoren mit ihren Assistenten.
In der zweiten und dritten Etage haben bei gleichen Grundriss jeweils zwei Units ihre Arbeitsplätze. Gemäss der Idee eines geschichteten Aufbaus befinden hier sich von hinten nach vorne: die Kontakterbüros, die Hauptbewegungs und -kommunikationszone mit großzügigen Theken für Stehbesprechungen, Stauraum in Form von Schrankwänden, die Grafikarbeitsplätze in blendfreien Kojen, eine weitere grafikinterne Besprechungszone mit direktem Tageslicht und ein öffentlicher Außenbereich in Form von Balkon oder Terrasse. Der Eindruck der Schichtung wird durch die Anordnung der Leuchten, Farbstreifen, eingelegte Bodenstreifen, transluzente Folien, etc. verstärkt und macht damit auch innerhalb des Gebäudes das Ein- und Austreten in die einzelnen Bereiche spürbar. Im ganzen Haus verteilt finden sich Möglichkeiten für spontane Besprechungen und Präsentationen in Form von Theken, Pulten, Magnetschienen und Pappenhaltern.
Sind die Farbwelten von Panama eine abstrahierte Interpretation der umgebenden Stadtlandschaft so werden auch die verwendeten Materialien in Kontrast und Überlagerung zu einander und ihrer Umgebung eingesetzt. Natürliches findet sich neben Artifiziellem (Schieferstreifen im Gussasphaltboden, HPL-beschichtete zu nussbaufurnierten Möbeln), Weiches neben Hartem (Textilien, Polsterung und Akustikelemente zu Glastrennwänden, Lackflächen und farbigen Wänden), Flauschiges im neben Kratzigem (Velourstreifen im Nadelfilzboden).